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welcher diese Weltkinder oft von ihrem tollen Treiben abgemahnt und zu einer Lebensveränderung hätte führen wollen, allein nur von ihnen verhöhnt und verspottet worden sei. Vergebens habe er ihnen mit des Himmels Strafe gedroht, allein Hohngelächter und Frevelrede sei ihm zur Antwort geworden. Eines Abends, am ersten Pfingstfeiertage, hätten sie nun des Lärmens und Tollens so viel gemacht, daß der Geduldfaden des heiligen Mannes gerissen, er ergrimmt sei und sie in Ameisen – welche ein unruhiges, unstätes und mühevolles Leben führen müssen und von Menschen und Thieren fortwährend verfolgt werden – verwünscht und ihnen diesen Berg zur immerwährenden Wohnung angewiesen habe.


836) Der Keuler zu Kreckwitz.
Gräve a. a. O. S. 190 sq. Darnach Winter in d. Const. Zeit. 1854. Nr. 60.

Einem Herrn von Nostitz auf Kreckwitz träumte einst, daß er von einem großen Eber, welcher zu jener Zeit die Umgegend in Furcht und Schrecken setzte und den Nachstellungen rüstiger Waidmänner Hohn sprach, getödtet wurde. So ein eifriger Priester Diana’s er auch war, er nahm sich diesen Traum so zu Herzen, daß er weder auf das Zureden seiner Vertrauten, welche ihm seine Angst ausreden wollten, hörte, noch es wagte, einen Fuß über die Schwelle seines Zimmers, geschweige denn in den Forst zu setzen. Einige Tage nachher erschallten plötzlich im jauchzenden Jubeltone die Hüfthörner, den Sieg über ein gefälltes Wild verkündend, der Jagdzug langte im Schloßhofe an, und wer schildert seine Freude, als er seinen ihm angekündigten Mörder erlegt vor sich liegend erblickte. Er befahl Küche und Keller zu öffnen und die wackern Waidmänner mit Speise und Trank zu erfreuen, eilte in den Schloßhof und trat hohnlachend vor den erlegten Feind und rief, indem er seine Hand auf dessen Gepräge legte: „nun wirst Du mir nichts mehr thun!“ Unversehens

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_232.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)