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Die andere Seite enthielt die Worte: „Gottfr. Heinrich Pursche. O Satan, ich will Dir dienen, ja ich will Dich auch lieben bis in den Tod, gieb nur, daß ich meine Feinde überwinden möge, hiermit hast Du mich selbst, mache mich stark, fest und unüberwindlich.“ Pursche gestand, er habe zwei solche Zettel, den einen mit Tinte, den anderen mit Blut geschrieben, der erste sei verloren gegangen, den anderen habe er vor’s Fenster gelegt, daß ihn der Teufel holen solle. Dieser holte das Papier aber nicht, daher nähte es Pursche in ein Säckchen und trug es am Halse mit sich herum, nahm es aber ab, als er am Gründonnerstag zum Abendmahl gehen mußte, und verbarg es im Bette, wo man es fand. Er ward zum Staupenschlag und Landesverweisung verurtheilt, zuvor aber in Haft genommen, um sich zu bessern.


826) Der Malzmönch zu Zittau.
Novell. beh. v. Willkomm a. a. O. S. 195. sq.

Die alte Stadt Zittau ist von jeher durch ihr Bier weit und breit berühmt gewesen und war deshalb sonst ziemlich reich an Brauereien. Gleichwohl ist das von denselben gelieferte und sonst allenthalben so hoch geschätzte Bier einmal den dortigen Franciscanermönchen nicht gut genug gewesen, sondern haben dieselben durch ihren Abt es dahin zu bringen gewußt, daß ihnen der Stadtrath ein besonderes Brauhaus einräumte, eigens vereidete Brauer darin angestellt und selbst die Brauknechte mit besonderen Instructionen und von Andern sich abzeichnender Kleidung versehen wurden. Der Abt ließ nun das dem Kloster eingeräumte Brauhaus auch äußerlich als dem Orden angehörig bezeichnen und setzte als Inspector desselben einen dicken Mönch, Namens Laurentius, ein, der zwar in allen Dingen einfältig bis zur Dummheit war, allein einen so feinen Geschmack besaß, daß Niemand zu diesem Amte geschickter war als er. Derselbe besuchte nun die Malzböden der Klosterbrauerei jeden Tag dreimal und

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)