dorthin zu unternehmen, und sie durch angezündete Feuer, gekochte Milch und Kräuter zu ernähren, damit sie ihr Vieh beschütze etc. Uebrigens kennen die Lausitzer noch eine andere Todesgöttin, die Smertnitza, die sie sich als eine blasse, aber wohlgebildete und weißgekleidete Frau denken, welche sich vor oder in einer Behausung zu zeigen pflegt, wo innerhalb dreier Tage Jemand sterben soll.
Die südlichen Wenden kennen auch eine Waldgöttin, ein schönes junges weibliches Wesen, welches mit einem Geschosse versehen in den Wäldern umherstreift und von ihnen Dziwica genannt wird. Die schönsten Jagdhunde bilden ihre Begleitung und schrecken nicht nur das Wild, sondern auch die Menschen, die sich um die Mittagszeit im Walde befinden. Daher sagt man noch jetzt zu einem, der den Mittag über sich allein im Walde aufhält: siehe zu, daß die Waldgöttin nicht zu Dir kommt! Man glaubt jedoch, daß sie auch in mondhellen Nächten in den Wäldern das Geschäft der Jagd betreibe.
Der von den Deutschen zu den Wenden gekommene Dietrich von Bern zieht zu jeder Zeit nach Sonnenuntergang mit einer großen lärmenden Hundemeute unter Schießen, Heulen, Gebell, Pfeifen, Pferdegewieher und Peitschenknall in der höhern Luftregion als Jäger umher. Er sitzt bald mit, bald ohne Kopf zu Pferde, und Niemand hat an sich von ihm
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)