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lauschte. Es war ihr, als tönte es aus dem Kelche: „Pflück mich ab, pflück mich ab!“ Und als sie die Blume abgepflückt hatte, erlosch der Glanz derselben und der Wald war wieder dunkel wie zuvor.

Am andern Morgen fanden Kinder, welche Beeren suchten, das Mädchen todt mit gefalteten Händen liegen. Die Blume hatte es zum höchsten Glücke erhoben.[1]


793) Der wilde Jäger bei Löbau.
Nr. I. Mitgetheilt von Julius Schanz. Nr. II. Bei Gräve S. 109.

I. Ein Mann ging in einer stürmischen Nacht von Löbau nach Lawalde. Plötzlich hörte Wind und Regen auf und der wilde Jäger mit Hörnerschall und Hundebellen sauste über ihn dahin. Der Mann warf sich aber schnell mit dem Gesichte zu Boden, indem er der Sage eingedenk war, daß, wer den wilden Jäger gesehen, über ein Jahr todt sei, und entging so der drohenden Gefährdung.

II. Als ein anderes Mal im Spätherbst der Pan Dietrich seinen Umgang auf dem Löbauer Berge hielt, und über einen von Bernstadt kommenden Fuhrmann durch die Luft wegrasaunte, stürzte dem armen Mann ein Pferd nieder, und das andere erlahmte, so daß er den Morgen erwarten mußte, wo ihm erst Hülfe wurde.


794) Die Kegelschieber auf dem Löbauer Berge.
Borott a. a. O. S. 59.

Einst besuchten zwei Löbauer Bürger ganz allein den Berg und trafen oben zu ihrem Erstaunen eine Menge ganz


  1. (Pescheck), Gesch. v. Jonsdorf bei Zittau. Zittau 1835. 8. S. 14. berichtet, daß in einen der zwei Löcher des Schalksstein bei Jonsdorf ein Schatz liegen soll, der nur dem beschieden ist, der in der Johannisnacht eine wundervolle Blume auf der Spitze dieses Felsens blühen sieht. Eine wohl neuere Sage erzählt Lyser, Abendl. 1001 N.Bd. X. S. 51 fgg. v. Schalksteine.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)