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Bischeber und sein Schatz“, aber Niemand getraut sich, sich demselben zu nähern oder den Hund zu erlösen.


784) Die Sagen von dem Geldkeller auf dem Löbauer Berge.

Nr. I mitgetheilt von Julius Schanz. Nr. II v. Pescheck b. Büsching, Wöchentl. Nachr. f. Freunde d. Gesch. Bd. II. S. 105. sq. u. b. Borott a. a. O. S. 39 sq. Nr. III bei Büsching Bd. III S. 337. sq. Daraus von Willkomm im Leipz. Generalanz. 1845 Nr. 1. Preusker, Blicke in die Vaterl. Vorz. Th. I S. 78. sq. Nr. IV b. Gräve S. 108 sq. S. a. Winter in d. Const. Zeit. 1854 Nr. 24. sq.

I. Von der höchsten Spitze des Löbauer Berges führt nach Norden der sogenannte Prinzensteig an einem Felsen vorbei, der im Volke allgemein der Geldkeller genannt wird[1]. Das Thor desselben ist geschlossen und nur an hohen Festtagen und zu bestimmten Stunden war es Einzelnen vergönnt, in’s Innere der Höhle zu treten und sich dort Schätze zu holen. Einst sollen arme Kinder hier Holz gesammelt und eine von ihnen noch nie bemerkte Höhle gesehen haben. Neugierig kletterten sie an den Rand derselben, um hineinzublicken. Da entführte der Wind den Hut des einen Kindes in das Innere der Höhle und dieses jagte ihm keck nach, um ihn zu erhaschen. Plötzlich sieht es sich vor einer schwarzbehangenen Tafel, an der ernste und bleiche Männer sitzen, welche mächtige Haufen Geldes zählen. Freundlich winken sie dem zitternden Knaben und geben ihm seinen verlorenen Hut mit Gold gefüllt zurück. Er verläßt die Höhle und eilt mit seinem Schatz nach Hause. Umsonst suchte man später nach dem Eingange derselben, er aber ist verschlossen und hat sich nie wieder geöffnet. Im Volke ist der Glaube verbreitet, daß verstorbene Bürgermeister von Löbau in dem Felsen einen Schatz hüten, mit dem sie die Stadt einst, wenn sie in Noth ist, unterstützen werden.


  1. Von unbekannter Hand ist an demselben eine Stelle aus der Bibel, Hiob VII. 9, angeschrieben, welche also lautet: „Eine Wolke vergehet und fähret dahin; also wer in die Hölle hinunter fährt, kommt nicht wieder herauf.“
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_177.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)