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780) Das weiße Pferd zu Löbau.
E. Borott, der Löbauer Berg. Löbau 1854. 18. S. 6. Haupt Bd. II. S. 121.

Die Stadt Löbau soll ursprünglich auf dem heute noch sogenannten Löbauer Berge angelegt gewesen sein, was man aus den naheliegenden Steinen und einem großen Steinwalle, der sogenannten Stadtmauer, geschlossen hat, weil aber ein weißes Pferd des Nachts allemal die Baumaterialien vom Berge wieder herabtrug, hat man den Bau auf dem Berge aufgegeben. Noch heute soll sich aber das Roß in der Nähe des Goldkellers zeigen und wehmüthigen Blickes nach seinen heidnischen Priestern suchen.


781) Sage von der Gründung Löbaus.

Pönicke, Album der Schlösser und Rittergüter in Sachsen. H. XXII. S. 35. Oberlausitzer Kirchengallerie S. 138 fg. Haupt Bd. II. S. 120 fgg.

Auf dem Wege von Großschweidnitz nach Löbau befindet sich ein herrlicher Quell, mit welchem eine Sage von der Entstehung Löbaus zusammenhängt. Vor länger als 1000 Jahren lebte ein junger Slavenhäuptling, der die Tochter eines andern reichen Häuptlings hoffnungslos liebte. Mlink, so hieß der Verliebte, verübte Wunder der Tapferkeit, er kämpfte mit den furchtbarsten Bestien der Wälder, bändigte die wildesten Rosse und warf den stärksten Mann zu Boden, aber der Vater seines Liebchens blieb kalt und stolz gegen den Jüngling und duldete kaum, daß er mit der Jungfrau sprach. Da Marja, so hieß dieselbe, nicht zugeben wollte, daß der Geliebte sie entführte, gerieth dieser fast in Verzweiflung und sann unaufhörlich auf Mittel, das Herz des Alten zu erweichen. Als er nun einst in stiller Mitternacht mit Marja am Ufer eines Stromes lustwandelte, erschien den Liebenden plötzlich die Wunderfee Pschipowicza und verkündete Mlink, daß er nur immer gegen Sonnenaufgang ziehen solle, dort würde er nach Mühen und Kämpfen eine

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)