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einem Jahre zum dritten Male. Als auch da die fromme Jungfrau sich weigerte, dem großen Herrn ein Stelldichein zu gewähren, da läßt sich das Weib also vernehmen: „Thörichte Jungfrau, was hast Du denn, zu verlieren an Deiner Seele Heil? Du bist ja weder recht getauft noch auch zur Seligkeit vorher bestimmt; lies dieses Buch, da wirst Du es selbst einsehen, daß Du in Ewigkeit verloren bist. Ergieb Dich also dem großen Herrn, er wird Dich hier auf Erden reich machen und Dir geben, was Dein Herz wünschen und begehren möge.“ Darauf ist das Weib vor ihr verschwunden und hat ein Buch zurückgelassen. Das Mädchen ist aber wiederum so todtkrank geworden, daß ihre Eltern den hochwürdigen Pastor Frenzel zu Schönau auf dem Eigen gebeten haben, auf das Schloß zu kommen, jener Magister hat aber dem Rufe gefolgt, die Jungfrau, auch den Pfarrer des Orts beruhigt und getröstet, das Buch aber als calvinisches confiscirt, der Teufel aber ist nicht wiedergekommen.


773) Blauhütel.
S. N. Lausitz. Magaz. 1839. S. 227. Haupt Bd. I. S. 122.

Blauhütel war einst ein reicher Herr, ihm gehörte der ganze Eigensche Kreis. Auf dem Schönauer Hutberge hatte er eine feste Burg und im Thale baute er die Stadt Bernstadt (Bernhardsstadt), nach seinem Namen so geheißen. Aber die Leute herum nannten ihn immer nur Blauhütel von seinem großen blauen Jagdhute. Wenn sie den von ferne sahen, erschracken sie, denn dann ging’s zu Pferde mit Jagdgeschrei und Hörnerklang durch Feld und Wald in tollem Jagen. Da war es oft an einem Tage um die ganze Erndte geschehen. Und es erhob sich eine Klage im Volke über den grausamen Herrn, so daß sich selber der Landvoigt der armen Leute annehmen mußte. Zur Strafe muß nun Blauhütel als Nachtjäger ziehen bis zum jüngsten Tage und wer ihn ziehen sieht, dem bedeutet es Unglück. In der Kirche zu Schönau

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_163.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)