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770) Der Thronberg oder Kronenberg bei Ebendörfel.
Gräve S. 71. sq. A. E. Köhler, der Czorneboh, Bautzen (1853) 18. S. 81. Haupt Bd. II. S. 14. Poet. beh. v. Segnitz. Bd. I. p. 365 sq.

Der Thronberg, bei dem eine Stunde von Bautzen entfernt gelegenen Dorf Ebendörfel, welcher sonst auch Traum-[1] oder Frageberg genannt wird, heißt auch der Kronenberg, weil er in seinem Innern 7 Königskronen bergen soll. Es saßen nämlich einst 7 wendische Könige auf seinen Steinen und schauten hinab auf ihr Land und seufzten über den harten Druck der Deutschen. Da beschlossen sie, freie Männer zu werden, das aufgebürdete Joch abzuschütteln und einander beizustehen gegen die Feinde ihrer Nation. Eine blutige Schlacht entspann sich auf dem Berge, die 7 Könige fielen im Gefechte und wurden mit ihren goldenen Kronen unter 7 Steinen dort oben begraben. Die Grabsteine sind eingesunken, aber noch zu sehen, und die Gebeine der Fürsten längst zerfallen, aber ihre goldenen Kronen, auf welchen sie die Ihrigen, als sie das Schlachtfeld behauptet hatten, begraben hatten, liegen noch unversehrt da, von mächtigen Geistern bewacht.


771) Das Teufelsfenster am Czorneboh.
Köhler a. a. O. S. 18.

An einer freien Stelle des westlichen Abhanges des Berges erblickt man zur Rechten am Saume der Nadelwaldung den Anfang einer Felsparthie, die durch eine runde Oeffnung an dem obern Theile des Felsens als das sogenannte Teufelsloch oder Teufelsfenster bezeichnet wird. Aus dieser Oeffnung sollen nach der Sage noch heute kleine Koboldchen schlüpfen und einen Keller mit unendlichen Schätzen bewachen, weshalb man die Stelle auch zuweilen die Koboldskammer genannt hat. Eine Frau, die mit ihrem Kinde auf den Berg gegangen war, um Waldbeeren zu suchen, hatte


  1. Eine andere Sage darüber s. oben Nr. 715.
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_161.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)