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Fuße desselben quollen Gold- und Silbermünzen aus der Erde. Verdutzt sah er sich schüchtern um, Niemanden vermochte er zu erschauen, stille und öde war Alles, wie in des Todes Hallen. Lange ging er hin und her, bald das Gemälde, bald das aus der Erde Schooß hervorquellende Gold betrachtend. Zufällig stieß er bei’m Herumwandeln an einen Krug, dies hielt er für einen ihm von einem guten Genius gegebenen Wink, faßte sich ein Herz und füllte das Gefäß mit den Münzsorten und gebrauchte, wo es nicht langte, noch seine Halskrause und Taschentuch, so wie seine Taschen dazu. Da verkündete die Glocke vom Rathhausthurme Ein Uhr, die Hähne kräheten in den benachbarten Gehöften und der Glückliche eilte mit seiner Beute nüchterneren Sinnes, als er den Ort betreten hatte, froh und zufrieden nach Hause. Die Goldstücke waren größtentheils aus dem Zeitalter der Könige Maximilian und Mathias und einiger ihrer Nachfolger, ob er aber einen guten Gebrauch von seinem Funde machte, davon schweigt die Geschichte.


768) Der Kochjunge auf der Ortenburg.

Auf dem Schlosse Ortenburg zu Budissin war einmal ein gottloser Kochjunge, der sein Vergnügen darin suchte, in einem fort zu schimpfen, zu fluchen und zu lästern, gleichsam als sei kein Gott im Himmel, der das Gute belohne und das Böse bestrafe. Nun begab es sich, daß einst die Mächtigen in der Provinz auf dem Schlosse ein Prunkmahl feierten, bei welchem nach damaliger Sitte weidlich gegessen und getrunken ward. Dabei vergaßen sich nun aber auch die Diener nicht, und sie zechten wo möglich noch derber als ihre Herren, der Kochjunge aber war einer der ärgsten und trieb es mit Fluchen und Schwören ärger als je zuvor, ja er forderte den Teufel vermessen heraus, ihn zu holen, schalt ihn feig, stampfte mit dem Fuße und sagte: „er solle nur kommen,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)