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745) Von der Wallfahrt zum Marienbilde in Eilewitz.
Annalen d. St. Bautzen a. a. O. u. d. J. 1523.

Um das Jahr 1523 ist das Dörflein Eilewitz ganz und gar ausgestorben bis auf einen gewissen Paul Krahle und seine Schwester, welche sich in solcher Noth zu einem hölzernen Marienbilde, so nicht weit vom Dorfe gestanden, begeben und täglich zu demselben gebetet haben, und weil ihnen ihr Leben gefristet worden, so haben sie nicht anders vermeint, denn die Mutter Jesu, welche sie in diesem Bilde verehrt, hätte ihnen geholfen. Nachher hat sich Paul Krahle mit seiner Schwester nach Postewitz unter des Raths zu Budissin Gebiet begeben, ist daselbst auch Kirchvater geworden und hat mit Unterstützung des Budissiner Rathsherrn P. Röhrscheid es dahin gebracht, daß an der Stelle, wo das Muttergottesbild stand, ein Kirchlein zur heiligen Jungfrau genannt erbaut ward, wohin ehemals gar häufig gewallfahrt worden ist.


746) Wie vier Gehängte zu einem Futterschneider zu Gaste gebeten worden und auch gekommen sind.
Annalen a. a. O. u. d. J. 1556.

Im Jahre 1556 hat es sich begeben, daß ein Futterschneider zu Budissin, der in einer der äußersten Vorstädte gewohnt, und dessen Weib eine Schleierweberin gewesen ist, an der Kirmeß den 13. September mit seiner Gesellschaft in ein Dörfchen, so eine Viertelmeile von Budissin gelegen und Doberschau geheißen war, wo man gut Bischoffswerder Bier schenkte, gegangen ist, um sich da mit Trinken zu belustigen, und hat sich daselbst etwas lange in die Nacht hinein aufgehalten. Als sie nun wohlbezecht sich auf den Heimweg machen und über einen Fußsteig nicht weit vom Gerichte des Ortes gehen müssen, sind sie also toll und voll unter den Galgen getreten und haben die armen Sünder verspottet,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)