Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 128.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Teufel auf seinen 16ten Pferdeäpfel. So hatten sie es lange Zeit in gutem Frieden getrieben, als der Müller einen neuen Knappen annahm, welcher ein vorwitziger und unfolgsamer Geselle war. Denn obgleich es ihm der Meister streng verboten, schüttete er dennoch auf den 16ten Gang Getreide und schmälerte das Recht des Teufels. Dieser aber mochte es nicht leiden und ward zornig, faßte den Mühlknappen und warf ihn zur Strafe außen an die Mauer, so daß er alsbald todt blieb, die Blutflecken aber, welche sein zerschmetterter Körper hinterließ, lassen sich durch nichts wegbringen.


743) Das Kreuz am Wege zur Königsmühle in Budissin.

Geht man aus Budissin zum Ziegelthore heraus nach der Königsmühle hin, so wird man daselbst, wo linker Hand der Weg nach Niedergurig leitet, ein großes steinernes Kreuz bemerken, von dem man sich Folgendes erzählt: Einst habe ein Bauer aus dem Marktflecken Baruth gewettet, einen Scheffel Hirse von dem Dorfe aus, ohne auszuruhen, auf seinen Schultern nach Budissin zu tragen: nach vom andern Theile angenommener Wette habe er es auch bis zu dem Platze, wo gegenwärtig das Kreuz steht, ausgeführt, sei aber daselbst hingesunken, habe den Blutsturz bekommen, und diesen Stein hätten seine Anverwandten ihm als Denkmal errichtet.


744) Blutende Leiche verräth einen Mörder.
Annalen der Stadt Budissin v. 958–1664. Hdschr. a. d. Königl. Bibl. zu Dresden. Schr. d. Nr. 27.

Im Jahre 1500 hat sich in der Stadt Bautzen eine gräuliche Mordthat begegnet. Es ist daselbst damals an der Schule ein Cantor Namens Jacob Tham gewesen, der hat auf der Reichengasse von der Ecke des Marktes herein gelebt. Bei dem hat seine Schwiegermutter, die sogenannte alte Krohin, gewohnt, ein böses Weib, die fast täglich mit ihm

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)