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Mal nicht mitgehen, so sehr ihn auch seine Braut, die gerne reich werden wollte, antrieb. Am andern Morgen ging er endlich an den bewußten Ort, aber wie ward ihm, als er ein tiefes Loch und am Rande einen Topf stehen fand, in dem wie um ihn zu höhnen noch ein Silberdreier lag.


679) Die heilige Vehme am Wünnelstein.
Metrisch beh. v. Hager a. a. O. H. I. S. 35 sq.

Einst als noch die Vehme ihr heimliches, aber oft gerechtes Gericht über Verbrechen hielt, die vor dem weltlichen Richter keine Bestrafung fanden, lebte ein Junker von Bode, im ganzen Voigtlande als wüster Mädchenverführer verrufen. Derselbe hatte nun auch ein Mädchen, das am Wünnelstein wohnte, sich geneigt gemacht und derselben ihre Unschuld zu rauben gewußt, dann aber dieselbe, als sie ihn mahnte, ihr sein Wort, sie ehelichen zu wollen, zu halten, höhnisch zurückgewiesen. In der Verzweiflung gab sie sich selbst den Tod vor seinen Augen, als er aber schuldbewußt nach seinem Schlosse eilte, ward er plötzlich von den Dienern der Vehme, die im Wünnelstein ihren Sitz aufgeschlagen hatte, ergriffen, vor den Freigrafen geführt und auf dessen Befehl mit drei Dolchstichen ermordet. Seit dieser Zeit irrt sein blutiger Schatten den Dolch in der Brust um den Wünnelstein herum und erschreckt den einsamen Wanderer durch sein Wehklagen.


680) Der Lindwurm bei Syrau.
Nach mündlicher Ueberlieferung bearbeitet von Julius Schanz.

Vor vielen hundert Jahren hauste ein scheußliches Ungeheuer im Walde bei Syrau, das hatte einen Leib wie eine Schlange, mit starken Schildern bepanzert, und wenn es mit seinen Drachenflügeln den Leib schlug, machte es ein Getöse wie zehn Mahlgänge. Den ganzen Tag lag es im Walde und wen es sah, den zermalmte es mit seinen fürchterlichen

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_072.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)