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Die Müllersleute aber gaben dem Pumphut, so oft er später kam, Butter zum Brot und bessern Branntwein als beim Radhub.


673) Pumphut im Bauerhause zu Wallengrün.
Bechstein a. a. O. S. 477. Metr. beh. v. Hager. H. II. S. 3 sq.

Einst saß in einem Bauerhause zu Wallengrün die Familie groß und klein beim Mittagsmahle am Tische, umschwärmt von einer ungeheuren Schaar von Fliegen, als sich die Thüre aufthat, und Pumphut – so nannte man ihn wegen seines eigenthümlich geformten Hütchens – oder Graumännchen (wegen seiner Kleidung) hereinsah. Er wurde freundlich willkommen geheißen und zur Theilnahme am Essen eingeladen, was er sich nicht zweimal sagen ließ, sondern rasch dabei war. Gleich als ihm die Bäuerin den schweren Kloß auf den Teller gelegt hatte, ereignete sich ein Spaß, denn wie Pumphut besagten Kloß zertheilen wollte, zeigte der Kloß sich von einer solchen Härte, daß er unter dem Messer Pumphut’s hinwegschlüpfte, wie eine Kanonenkugel durch die Stubenthüre schlug, durch die dieser gegenüber befindliche Stallthüre ebenso fuhr, und sich auf dem Horne eines alten Ochsen spießte. Alle sperrten vor Verwunderung Maul und Nasen auf, Pumphut aber nahm sich ruhig einen Kloß nach dem andern, und verzehrte ihn mit großem Wohlbehagen. Da ihn nun die Fliegen bei dieser angenehmen Arbeit auf’s Aeußerste belästigten, so brummte er über diese große Menge gegen seine Wirthe, und rieth, daß man doch das Ungeziefer zur Thiere hinausjagen solle. „Ja, wenn sie sich hinausjagen ließen und draußen blieben,“ ward ihm erwiedert, „was hilft denn aber das Hinausjagen?“ „Nun,“ entgegnete Pumphut, „so solltet Ihr sie doch nur so lange an einem besondern Platz bleiben lassen, bis das liebe Essen verzehrt ist, daß man Ruhe hätte vor den zudringlichen Bestien!“ Alles lachte, und der Hausherr sagte: „thue Er es doch Pumphut, bringe Er doch die Fliegen auf einen Platz,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_067.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)