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Geisterbeschwörer himmelangst und er ruft aus vollem Halse um Hilfe. Es dauert aber lange, ehe die gewünschte Hilfe kommt. Endlich kommt der Bruder des Burschen mit noch einigen Nachbarssöhnen nach Hause und diese sehen nun, was vorgefallen ist. Der Sohn des Wirths, der auch mit hinzugekommen war, läuft sogleich zum Pastor des Ortes, der auch erscheint, dessen Kraft aber zu schwach ist. Er giebt den guten Rath, es solle doch gleich einer nach Theuma zum Pater reiten, der könne Hilfe schaffen. Ohne sich lange zu besinnen, reitet der Sohn des Wirths nach Theuma und erzählt daselbst dem Pater, was vorgefallen ist. Derselbe läßt sich bewegen mitzukommen, und da er ankommt, ist bereits das halbe Dorf vor dem Hause versammelt und sogleich beginnt er seine Beschwörungen. Es dauert auch nicht lange, so entfernen sich die ungebetenen Gäste, nur der letzte hielt noch Stand und wollte nicht weichen. Als aber der Theumsche Pater ein großes Buch aus der Tasche zog, entfloh er unter fürchterlichem Gebrause durch den Schornstein und ließ einen Schwefelgeruch zurück. Das Buch aber, welches der Bursche gebraucht hatte, nahm der Pater mit und ermahnte noch den jungen Mann, solche Sachen fernerhin zu lassen und nichts zu unternehmen, was er nicht verstehe.[1]


666) Der Teufel in der Rockenstube.
S. Köhler a. a. O. S. 505.

Im vorigen Jahrhundert pflegten die Mädchen von Raasdorf und Tirschendorf abwechselnd in einem der beiden Dörfer in einer Rockenstube zusammen zu kommen und sie trieben das so eine Reihe von Jahren. Als sie eines Abends in Raasdorf zusammen waren und auf ihre Geliebten die Rede kam, da sagte eins der Mädchen, welches keinen Burschen zum Schatze hatte, „ich habe keinen, muß aber einen bekommen


  1. Eine ähnliche Geschichte erzählt Haupt, Sagenbuch der Lausitz. Bd. I. S. 184 fgg. und eine dritte wird unten aus dem altenburgischen Dorfe Tautenhain berichtet werden.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_061.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)