Seite:Graesse Sagenschatz Sachsens II 059.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Aeltern wachten abwechselnd die Nacht hindurch an dem Bette des Kindes. Als der Mann in später Stunde erwachte, klopfte es an den Fensterladen, und da sich das Klopfen wiederholte, rief der Mann: „was ist denn draußen?“ er erhält die Antwort: „der Kluge ist gestorben!“ Kluge, ein Oelsnitzer Kaufmann, ging am folgenden Tage wohl noch in seinem Garten umher, aber acht Tage nachher war er eine Leiche. Das Klopfen hatte seinen Tod angezeigt.


664) Das Erdhühnchen.
S. Köhler a. a. O. S. 574 fgg.

In Oelsnitz und der Umgegend zeigt sich das sogenannte Erdhühnchen, wenn Jemand sterben soll.

Einst war ein Knabe in Oelsnitz mit seinem kranken Schwesterchen Nachmittags allein in der Stube. Da lief auf einmal ein Vogel, grau, gerade wie ein Lachtäubchen, über die Stube unter das Bett und ließ ein „Gück, gück, gück, gück“ schnell nach einander hören. Am folgenden Morgen war das Schwesterchen todt. Der Vogel war ein Erdhühnchen gewesen und hatte den Todesfall angezeigt.

Ein Einwohner von Unterhermsgrün sah die Erdhühnchen vor dem Tode seiner Frau. Das geschah jedoch, als er noch in Freiberg bei Adorf lebte. Er befand sich Nachmittags 4 Uhr in der Stube, als auf einmal zwei Erdhühnchen kamen und ihr „Lück, lück, lück“ hören ließen; sie waren so groß wie Staare und etwas dunkler wie eine Lachtaube.

In Bobenneukirchen zeigten Erdhühnchen den Tod dessen, dem sie erschienen waren, an.


665) Die unheimlichen Gäste in Werda.
S. Köhler a. a. O. S. 537.

In dem Dorfe Werda bei Oelsnitz lebte ein junger Mann, der saß an einem Sonntagsabende im Winter ganz

Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_059.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)