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gewelb nicht mehr alß 100 fl. der Meister zu bauen gehabt haben, weil er nicht verharret biß die Röstung dieses gewelbes ist abgenummen worden, hat besorgt, es möchte in Hauffen sinken, ist alßo flüchtig worden und sol noch wieder kommen.“[1]


655) Das Hänseln zu Adorf.
Berkenmeyer, Curiöser Antiquarius. Vte A. I. S. 659.

In dem Wirthshause zu Adorf befand sich früher ein Buch, wo die Namen der nach Leipzig reisenden Kaufleute eingetragen wurden, sobald sie diesen Weg zum ersten Male machten: sie mußten dann, nachdem sie zuvor gehänselt worden waren, etwas zum Besten geben. Ueberhaupt ist diese Stadt das sächsische Schilda, und werden mehrere Streiche der Schildbürger, z. B. von dem Ochsen, den sie auf die Mauer zogen, damit er das dort wachsende Gras abfressen sollte, und der natürlich dabei erwürgt ward, von Adorf erzählt.


656) Die Voigtsberger Laterne.
S. Köhler a. a. O. S. 498.

Die Voigtsberger Laterne ist ein Licht, das in jedem Jahre in der Umgegend von Oelsnitz und Voigtsberg öfter gesehen wird.

Der verstorbene Hufschmied Maul in Lauterbach, ein furchtloser und sehr beherzter Mann, ging einmal an einem finstern Abend von Oelsnitz nach Hause. In der Nähe der Elsterbrücke traf er die Voigtsberger Laterne. Zu diesem Lichte sagte Maul: „Licht, führe mich nach Hause, ich gebe


  1. Jedenfalls bezieht sich dieser Fund auf die alte Sitte, daß man ehedem in Gebäude, um ihnen Festigkeit zu verleihen, lebendige Menschen, namentlich Kinder einmauerte, wie dies z. B. in Harburg der Fall war, (s. mein Sagenbuch d. Preuß. Staates, Bd. II. S. 875. Nork, Sitten und Gebräuche der Deutschen, S. 383 fgg. Daumer, Geheimnisse des christl. Alterth. Bd. I. S. 138).
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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_054.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)