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schleudern, wenn sie ihm wieder zu nahe komme. Sie aber verfluchte ihn und rief: „Der Meiler werde Dir selbst zum Grab, mögest Du lebendig verbrennen!“ Des lachte der Köhler; als er aber nach seiner Gewohnheit den Meiler erklomm, um sich umzuschauen, stürzte dieser plötzlich zusammen und der Frevler versank in seinen feurigen Schlund.


641) Die zwölf Apostel in der Kirche zu Ebersgrün.
S. Eisel Nr. 528. Metr. beh. v. Hager a. a. O. H. I. S. 5 sq.

Im Glockenthurme der Kirche zu Ebersgrün stehen in einer Halle die Bilder der zwölf Apostel, die sich früher am Altar befanden und nach der Einführung der Reformation dort bei Seite gesetzt wurden. Jedermann hatte eine Art Scheu vor diesen Figuren, weil man sagte, wer dieselben verspotte oder anrühre, habe schwere Rache zu gewärtigen. Einst half ein Bauerjunge dem Küster läuten und als er fertig war, hatte er die Frechheit, den einen der Apostel am Barte zu zupfen und dem h. Petrus gar eine Ohrfeige zu verabreichen. Das bekam ihm aber schlecht, in derselben Nacht um die zwölfte Stunde stand der heilige Mann in Lebensgröße vor seinem Bette und gab ihm dieselbe wieder, aber so, daß ihm nicht blos Hören und Sehen, sondern auch das Leben verging. Seitdem hat Niemand die Zwölfe wieder zu beleidigen gewagt.


642) Der Propst des Klosters Ebersgrün.
S. Eisel Nr. 206. Metrisch bearb. v. Hager H. I. S. 31 sq.

In der Kirche von Ebersgrün ist es um Mitternacht angeblich nicht recht geheuer, denn daselbst geht der Propst des alten Klosters, welcher kurz vor der Einführung der Reformation an jenem Orte mit den Schätzen des Klosters und der Kirche entfloh und, man weiß nicht wie und wo, um’s Leben kam, um. Er läßt sich in seiner Ordenstracht ganz wie er im Leben anzuschauen war, sehen, nur trägt er

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_046.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)