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sah er, wer der Wanderer gewesen war, der so genau wußte, wie vor vielen hundert Jahren die Gegend hier beschaffen gewesen sei.


637) Der Todtenschänder zu Schöneck.
S. Köhler a. a. O. S. 572.

Vor ohngefähr 70 Jahren lebte zu Schöneck ein Pfarrer Merz, welchem ein Kind von zwei Jahren starb. Nach vierzehn Tagen rief eine Kinderstimme bei diesem Pfarrer Merz des Abends nach 10 Uhr beim Schlafstubenfenster: „mein Händchen und mein Füßchen!“ und dies einige Male. Der letzte Ruf lautete: „Vater, mein Händchen und Füßchen fehlt mir!“ Darauf ließ der Pfarrer Merz sein Kind wieder ausgraben und wirklich fehlten auch diese Glieder. Es wurde nachgeforscht und man hatte auf einen Bewohner von den Birkenhäusern bei Schöneck, welcher einen Schatz hatte heben wollen, Verdacht. Am nächsten Sonntag erblickte der Pfarrer den bezeichneten Mann in der Kirche, er leitete seine Predigt auf den Vorfall und rief, indem er auf den Verdächtigen hinzeigte, laut aus: „Du Schalksknecht, Du Uebelthäter, verschaffe mir die Glieder meines Kindes wieder!“ Darauf soll der Mann wie todt umgefallen sein.


638) Das zerbrochene Glas.
S. C. Döhler im Illustr. Familienjournal Bd. VII. Nr. 170.

In einem Dorfe bei Schöneck war Hochzeit, Jung und Alt war auf den Beinen, Alle festlich geschmückt mit Blumen, Kränzen und Bändern und die Dorfmusikanten spielten ihre lustigsten Tänze und Lieder. Die Kinder versperrten mit Bändern den Weg, sodaß der Bräutigam jeden Fuß Weg sich mit einer kleinen Spende erkaufen mußte. Nach der Trauung ging der Zug aus der Kirche zu Schöneck in das Nachbardorf und hielt vor dem Hause des Bräutigams. Die Mutter kam heraus und überreichte ihrem Sohne, ohne die Braut,

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_042.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)