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unter Anderem sagt er, er sei einst ein sehr ungetreuer Schösser oder Statthalter der Hessen, also ein Catten-Voigt gewesen, habe aber so viele Gelder und Einnahmen unterschlagen, daß er nach seinem Tode nicht habe ruhen können, sondern immer spukend umgegangen sei, bis er von einem Hexenmeister und Teufelbanner in diese Wildniß verbannt worden: weil er sich nun nicht unter diesem Berge wolle bergen lassen, sondern sich über die schwere Last beschwere, so bewege er den Berg und speie aus Bosheit und Gift Feuer von unten in die Höhe. Am Meisten läßt er sich zur Zeit des St. Veitstages spüren, wo die Sonne in das Zeichen des Krebses tritt. Von ihm werden nun verschiedene lustige Streiche erzählt.

So zog einst in einem voigtländischen Städtchen ein fremder Hausirer mit Brillen und einer Menge Kurzwaaren herum und betrog die Leute durch seine geschickte Redegabe um ihr Geld und hing ihnen dafür seinen unnützen Kram auf. Das verdroß den Katzenveit, der gerade dort herum strich, gewaltig, er kaufte ihm also ein hölzernes Pfeifchen für 15 Pfennige ab, obgleich jener 18 gefordert hatte, und versprach ihm noch mehr Waaren zu nehmen, wenn er mit sich handeln ließe, betastete dann jedes einzelne Stück und steckte es wieder an seinen Ort, worauf er angeblich um Geld zu holen sich entfernte. Sobald er aber weg war, da hatte sich der ganze Kram des Hausirers in Seile, Stricke, Stränge, Sackbänder, Peitschenschnüre und Bindfaden verwandelt und an seinem Halse befand sich ein natürlicher Diebsstrang, an dem ein kleiner hölzerner Galgen baumelte. Da stand nun Matz Flederwisch ganz bestürzt da und wunderte sich, daß er auf einmal aus einem Materialisten ein Seiler geworden.

Einst hatte ein geiziger Bauer seinen ganzen Sinn auf die Bienen gestellt und wo er nur einen Schwarm vermuthete, derselbe mochte nun von den seinigen abgezogen oder anders woher gekommen sein, da hat er seinen Korb angeschlagen. Das hat den Katzenveit schwer verdrossen. Er hat sich also

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)