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615) Dr. Faust’s Höllenzwang.
Ziehnert Bd. III. S. 289.

So nennt die Sage ein Buch, in dem die Kunst gelehrt werde, Geister zu citiren, ja selbst den Teufel sich dienstbar zu machen, was der berüchtigte Dr. Faust auch mit Hülfe dieses Buches bewirkt haben soll. Es haben es auch schon viele Freunde der sogenannten schwarzen Kunst vergeblich gesucht, indem sie den Dornenstrauch nicht wissen, unter dem es hinter dem Chemnitzer Schlosse am Wege nach dem Kühwald vergraben sein soll[1].


616) Der Katzenveit im Kohlberge bei Zwickau.
Ein gründlicher Bericht vom Schnackischen Katzen-Veite[2], Als einem wercklichen und würcklichen Abentheure beym Kohlberge im Voigtlande etc. An den Tag gegeben Von Steffen Läusepeltzen, aus Ritt mier ins Dorff o. O. u. J. (1651) 8.

Um den Kohlberg bei Zwickau soll sich ein Gespenst sehen lassen, welches seiner lustigen Streiche wegen viele Aehnlichkeit mit dem Rübezahl hat und der Katzenveit heißt. Jener drei Meilen von Zwickau gelegene Berg hat seinen Namen von den Steinkohlen, die er enthält und soll seit dem Jahre 1479, wo einmal ein Jäger einen Fuchs gehetzt und nachdem er solchen verfolgt, sein Gewehr von Ohngefähr in eine Grube losgebrannt, innerlich brennen. Wer jener Katzenveit ursprünglich gewesen, darüber hat nun der Verfasser jenes obengedachten Buches vielerlei Vermuthungen aufgestellt,


  1. Eine ähnliche Sage hörte ich aus der Gegend von Pirna. Ein Maurer fand beim Einreißen eines Hauses unter dem Dache einen Höllenzwang, er steckte ihn ein und konnte das Buch dann nie wieder los werden, selbst in der Kirche hatte er ihn statt des Gesangbuchs in der Hand. Endlich sagte ihm ein Schäfer, er solle ihn über ein Haus werfen. Dies that er und nun erst ward er ihn los.
  2. J. Grimm in s. deutschen Mythol. S. 448 weiß vom Katzenveit nur, daß er als Waldgeist auf dem Fichtelberg haust, und man die Kinder mit ihm schreckt, obiges Buch, dessen Verfasser der bekannte J. Prätorius war, kennt er nicht.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_015.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)