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ein Grieche dieses Heiligthum, damit es nicht in unheilige Hände komme, errettet und hernach M. Römern in Zwickau verkauft, der auch von dem darauf geschriebenen Fluch nichts zu befürchten gehabt, weil er es nicht muthwillig entwendet, sondern nur vor denen, die es ohnedem zerschlagen und beschimpft hätten, bewahrt hat. Nun hat aber der Herzog von Friedland, insgemein der Wallenstein genannt, am 1. September 1632 dieses Kleinod durch seine Vettern Graf Maximilian von Wallenstein und Graf Paul von Lichtenstein abholen und hernach auf der Post durch genannten Grafen von Wallenstein dem Kaiser anbieten lassen, als verehre die Stadt Zwickau und die geistliche Behörde solches demselben freiwillig, allein es war hierbei wenig Willigkeit, sondern nur Gewalt zu finden, und es hieß vielmehr: „willst Du nicht, so mußt Du“. Nun ist aber der besagte Fluch an allen diesen Personen ausgegangen. Nachdem dies nämlich hier am 14. Septbr. geschehen, hat der Wallenstein den 6. Novbr. die große Schlacht bei Lützen verloren und seit dieser Zeit kein Glück mehr gehabt, also daß er bald darauf zu Eger ein blutiges Ende nahm, die beiden Grafen aber sind noch in demselben Jahre umgekommen und ist keiner von ihnen eines natürlichen Todes gestorben.


603) Der Riese Einheer zu Zwickau.
Aventinus L. IV. fol. 571. Camerar. Horae subces. I. 82. fol. 414. Schmidt Bd. II. S. 6.

In demselben Kriege, welchen Karl der Große gegen die Wenden führte und wo die Schwanhildis mit ihren Schwanfeldern demselben treulich diente, lebte zu Zwickau ein Riese, Namens Einheer (eigentlich hieß er Aenotherus), ein Schwabe, gebürtig aus dem Thurgau in der Schweiz. Der wadete durch alle Gewässer und brauchte über keine Brücke zu gehen, so groß war er. Sein Pferd zog er am Schwanze nach und sprach allezeit: „Nun Gesell’, du mußt auch nach!“ Der

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Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen. Band 2. Schönfeld, Dresden 1874, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Graesse_Sagenschatz_Sachsens_II_004.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)