Seite:Gottschalck Sagen und Volksmaehrchen der Deutschen.pdf/194

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Das weiße Reh.

Bei Baden im Badenschen heißt eine Höhe „der Hasensprung.“ An dieser rieselt in dem etwas verwilderten Steinwäldchen unter einer Eiche aus altem Gemäuer eine Quelle hervor, heimlich und frisch, wie der Quell Melusinens. Stärker läuft sie beim Vollmond, weniger stark beim abnehmenden Lichte.

Von diesem Brünnlein geht folgende Sage:

Ein Jüngling kam einst beim ersten Morgenroth in diesen Hain, und sah auf einer blumenreichen Wiese ein milchweißes Reh weiden. Das seltsame Thier gefiel ihm sehr.

„Das muß ich haben!“ rief er aus, schlich leise darauf zu, streckte schon, zitternd vor Begierde, die Hand darnach aus, aber – dort lief es hin und zum Brunnen,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Gottschalck: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Hemmerde und Schwetschke, Halle 1814, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottschalck_Sagen_und_Volksmaehrchen_der_Deutschen.pdf/194&oldid=- (Version vom 1.8.2018)