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wissen. Ueberdem weis ich auch sehr gut, wie leicht einem der Wind der Laune und Mode, selbst wider Verdienst, Beifal entgegen wehen, und wie geschwind sich dieser oft wenden könne. Ich weis sehr gut, daß nicht alle meine Gedichte Allen, ja selbst meine Besten nicht allen gefallen werden. Manche verdienen und erhalten vielleicht gar keinen Beifal. Denn der Geist hat, wie der Leib, seine Anwandlungen von Schwachheit; und nicht aller Menschen Seelen sind mit einerlei Saiten bezogen; nicht alle haben gleiche Stimmung.

Darum aber ist es mir wiederum noch lange nicht gemütlich, in dünnethuender Demut, auf allen Vieren, vor den Schemel der Kritik, sie sey welche sie wolle, zu kriechen, und für irgend eins meiner Werke um Gnade zu betteln. Denn ich lebe und sterbe des Glaubens, das keinem darstellenden Werke, welchem die Natur lebendigen

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Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite III. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)