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     Nun prüfe dich, und sage mir:

50
Glüht noch des Ursprungs Glut in dir?

Erhelt, wie Sonne, dein Verstand,
Erhelt er Haus und Stadt und Land?
Entlodert, gleich den Himmelskerzen,
Noch Liebeslohe deinem Herzen?

55
     Und deine Zunge, stimmet sie

Zur algemeinen Harmonie?
Ist deine Rede, dein Gesang
Der Herzensliebe Wiederklang?
Entweht dir Frieden, Freude, Seegen,

60
Wie Maienluft und Frühlingsregen?


     Hält unzerrissen deine Hand,
Das heilige Verlobungsband?
Reicht sie dem Nächsten in der Not
Von deinem Trank, von deinem Brod?

65
Und seinen nackenden Gebeinen

Von deiner Wolle, deinem Leinen? –

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/336&oldid=- (Version vom 1.8.2018)