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     Herr Ugolino[1] mus doch auch,

Nebst Weib und Kind und Gästen,
Nach altem hergebrachten Brauch,
Von unserm Hirn sich mästen.

     Steht der gelahrte Fakultist

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Dagegen doch viel kahler.

Dem sezt es kaum, wenn’s köstlich ist,
Zwei Gulden oder Thaler.

Drob ärgern sich nun freilich bas
Die Herren Fakultisten,

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Und sticheln Ihm ohn’ Unterlas

Brav auf die Belletristen.

     Manch Herr Professor kriegte schon
Vor Kummer graue Haare:
Daß mehr jezt gilt der Agathon[WS 2],

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Als Fakultätenwaare. –


  1. Ugolino war Verleger des Gehirns des Erzbischofs Ruggieri in der Hölle. S. Dante[WS 1].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. siehe Göttliche Komödie, Die Hölle, 33. Gesang (Übersetzung von Streckfuß oder Übersetzung von Schlegel)
  2. der Roman Geschichte des Agathon von Wieland, 1766/67 erschienen
Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/322&oldid=- (Version vom 1.8.2018)