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     Und ris ihm vom Busen das zuckende Herz,
Und kühlte sein Mütchen mit gräslichem Scherz:
„Da hab’ ich dich, Herzchen! Ach pochst ja so sehr!
Hab lieb nun du Herzchen! Hab’s Morgen Nacht mehr!“ –

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     Indes die Prinzessin ach! zagte so sehr!

Zerwarf sich im Schlummer und träumte, wie schwer!
Von blutigen Perlen in blutigem Kranz’,
Von blutigem Gastmal und höllischem Tanz.

     Sie warf sich im Bette, so müde, so krank!

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Den kommenden Morgen und Tag entlang:

„O wenn’s doch erst wieder tief Mitternacht wär’!
Kom, Mitternacht, führte mein Labsal mir her!“

     Und als es wol wieder tief Mitternacht war,
Und stil herab blinkte der Sternlein Schaar:

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„O weh mir! Mein Busen! was ahnet wol dir?“

Horch! horch! da knarte die heimliche Thür.

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Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/286&oldid=- (Version vom 1.8.2018)