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     Und als sich der Liebling gestolen nach Haus,

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Da zog er, o Wunder! ein Blätchen heraus.

Das Blätchen im Apfel sas heimlich und tief;
Drauf stand gar traulich geschrieben ein Brief:

     „Du Schönster der Schönsten, von nah und von fern,
Du Schönster, vor Fürsten und Grafen und Herrn,

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Der du trägst züchtiger höher Gemüt,

Als Fürsten und Grafen aus hohem Geblüt!

     Dich hab’ ich vor allen zum Liebsten erwält;
Nach dir mein Busen sich sehnend zerquält;
Mich labet nicht Ruhe, mich labet nicht Rast,

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Bevor du gestillet dies Sehnen mir hast.


     Zur Mitternachtstunde las Schlummer und Traum,
Las Bette, las Kammer und suche den Baum,
Den Baum, der den Apfel der Liebe dir trug!
Dein harret was Liebes; nun weist du genug.“

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/274&oldid=- (Version vom 1.8.2018)