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     Das Mägdlein, durch den Schein
Von Sitsamkeit betrogen,

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Ward endlich ihm gewogen.

„Solt’ er wol kurrig seyn?“
Sprach sie zu ihrer Amme,
„Er gleicht ja einem Lamme!“

     Die alte Strunsel rief:

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„Ei! welche schöne Frage!

Nach alter teutscher Sage,
Sind stille Wasser tief.
Drum, Chere Enfant, drum bleibe
Dem bösen Stier vom Leibe!“ –

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     „Ich möchte, fiel sie ein,

Ihm wol ein Kränzel binden,
Und um die Hörner winden.
Er wird schon artig seyn,
Wenn ich hübsch traulich rabb’le

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Und hinter’m Ohr ihm krabb’le.“ –

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/201&oldid=- (Version vom 1.8.2018)