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     Wann sie an ihrem Tischgen sizt,

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So werd’ ich scherzend hingewinket:

„Kom, schmücke selbst dein Mädchen izt,
Wie deiner Laun’ am besten dünket!“
Und mich beflügelt ihr Gebot,
Sie unvermutet zu umfangen.

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Dann schminkt mit hohem Morgenrot

Mein Kus die jugendlichen Wangen.

     Ihr Haar im Nacken reizet mich
Zu hundert kleinen Thorenspielen.
Fast nimmer müde läst es sich

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In diesen seidnen Locken wülen.

Sie äugelt nach dem Spiegel hin,
Und lauschet meinen Neckereien.
Sie schilt, daß ich ein Tändler bin,
Und freut sich doch der Tändeleien.

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Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/176&oldid=- (Version vom 1.8.2018)