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     Des Morgens, welch ein Malerbild!
Wallt sie hervor in leichtem Kleide,

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Noch ungeschnürt, und halb verhült

Nur in ein Mäntelchen von Seide.
Entringelt auf die Schulter sinkt
Die Hälfte goldner Locken nieder.
Wie dann ihr rasches Auge blinkt,

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So blinkt das Licht aus Quellen wieder.


     Natur und Einfalt helfen ihr,
An ihrem kleinen Morgentischgen.
Des Busens und des Hauptes Zier
Sind Ros’ und Myrt’ in einem Büschgen.

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Zu ihren Wangen wurde nie

Ein Pinsel in Karmin getauchet;
Und doch, wie Rosen, blühen sie,
Von Frühlingsodem aufgehauchet.

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Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/175&oldid=- (Version vom 1.8.2018)