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Adelheidens Schloß.
Adelheid. Weislingen.

Adelheid. Das ist verhaßt!

Weislingen. Ich hab die Zähne zusammen gebissen. Ein so schöner Anschlag, so glücklich vollführt, und am Ende ihn auf sein Schloß zu lassen! Der verdammte Sickingen!

Adelheid. Sie hätten’s nicht thun sollen.

Weislingen. Sie saßen fest. Was konnten sie machen? Sickingen drohte mit Feuer und Schwert, der hochmüthige jähzornige Mann! Ich hass’ ihn. Sein Ansehn nimmt zu wie ein Strom, der nur einmal ein paar Bäche gefressen hat, die übrigen folgen von selbst.

Adelheid. Hatten sie keinen Kaiser?

Weislingen. Liebe Frau! Er ist nur der Schatten davon, er wird alt und mißmuthig. Wie er hörte was geschehen war, und ich nebst den übrigen Regimentsräthen eiferte, sagte er: Laßt ihnen Ruh! Ich kann dem alten Götz wohl das Plätzchen gönnen, und wenn er da still ist, was habt ihr über ihn zu klagen? Wir redeten vom Wohl des Staats. O! sagt’ er: hätt’ ich von jeher Räthe gehabt, die meinen unruhigen Geist mehr auf das Glück einzelner Menschen gewiesen hätten!

Adelheid. Er verliert den Geist eines Regenten.

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_131.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)