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Und dann wär’ es höchst gefährlich ihre aufrührischen Unternehmungen durch Ehrenstellen zu belohnen. Denn eben diese Kaiserliche Mild’ und Gnade ist’s, die sie bisher so ungeheuer mißbrauchten, und ihr Anhang, der sein Vertrauen und Hoffnung darauf setzt, wird nicht ehe zu bändigen sein, bis wir sie ganz vor den Augen der Welt zu nichte gemacht, und ihnen alle Hoffnung jemals wieder empor zu kommen völlig abgeschnitten haben.

Kaiser. Ihr rathet also zur Strenge?

Weislingen. Ich sehe kein ander Mittel, den Schwindelgeist, der ganze Landschaften ergreift, zu bannen. Hören wir nicht schon hier und da die bittersten Klagen der Edeln, daß ihre Unterthanen, ihre Leibeignen sich gegen sie auflehnen und mit ihnen rechten, ihnen die hergebrachte Oberherrschaft zu schmälern drohen, so daß die gefährlichsten Folgen zu fürchten sind?

Kaiser. Jetzt wär’ eine schöne Gelegenheit wider den Berlichingen und Selbitz; nur wollt’ ich nicht daß ihnen was zu Leid’ geschehe. Gefangen möcht’ ich sie haben, und dann müßten sie Urfehde schwören, auf ihren Schlössern ruhig zu bleiben, und nicht aus ihrem Bann zu gehen. Bei der nächsten Session will ich’s vortragen.

Weislingen. Ein freudiger beistimmender Zuruf wird Eurer Majestät das Ende der Rede ersparen. (Ab.)

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)