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allein mit einem Knaben. Ich stund unten an der Treppe und sagte leise zu ihm: ein paar Worte von euerm Berlichingen. Er ward bestürzt; ich sahe das Geständniß seines Lasters in seinem Gesicht, er hatte kaum das Herz mich anzusehen, mich, einen schlechten Reitersjungen.

Selbitz. Das macht, sein Gewissen war schlechter als dein Stand.

Georg. Du bist Bambergisch? sagt’ er. Ich bring’ einen Gruß vom Ritter Berlichingen, sagt’ ich, und soll fragen – Komm morgen früh, sagt’ er, an mein Zimmer, wir wollen weiter reden.

Götz. Kamst du?

Georg. Wohl kam ich, und mußt’ im Vorsaal stehn, lang, lang. Und die seidnen Buben beguckten mich von vorn und hinten. Ich dachte, guckt ihr – Endlich führte man mich hinein, er schien böse, mir war’s einerlei. Ich trat zu ihm und legte meine Commission ab. Er that feindlich böse, wie einer der kein Herz hat und ’s nit will merken lassen. Er verwunderte sich, daß ihr ihn durch einen Reitersjungen zur Rede setzen ließt. Das verdroß mich. Ich sagte, es gäbe nur zweierlei Leut, brave und Schurken, und ich diente Götzen von Berlichingen. Nun fing er an, schwatzte allerlei verkehrtes Zeug, das darauf hinaus ging: Ihr hättet ihn übereilt, er sei euch keine Pflicht schuldig, und wolle nichts mit euch zu thun haben.

Götz. Hast du das aus seinem Munde?

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_071.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)