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Liebetraut kommt.

Liebetraut. Nun,gnädige Frau, was verdien’ ich?

Adelheid. Hörner von deinem Weibe. Denn nach dem zu rechnen, habt ihr schon manches Nachbars ehrliches Hausweib aus ihrer Pflicht hinausgeschwatzt.

Liebetraut. Nicht doch, gnädige Frau! Auf ihre Pflicht wollt ihr sagen; denn wenn’s ja geschah, schwatzt’ ich sie auf ihres Mannes Bette.

Adelheid. Wie habt ihr’s gemacht ihn herzubringen?

Liebetraut. Ihr wißt zu gut wie man Schnepfen fängt; soll ich euch meine Kunststückchen noch dazu lehren? – Erst that ich als wüßt’ ich nichts, verstünd nichts von seiner Aufführung, und setzt’ ihn dadurch in den Nachtheil die ganze Historie zu erzählen. Die sah ich nun gleich von einer ganz andern Seite an als er, konnte nicht finden – nicht einsehen – und so weiter. Dann redete ich von Bamberg allerlei durch einander, Großes und Kleines, erweckte gewisse alte Erinnerungen, und wie ich seine Einbildungskraft beschäftigt hatte, knüpfte ich wirklich eine Menge Fädchen wieder an, die ich zerrissen fand. Er wußte nicht wie ihm geschah, fühlte einen neuen Zug nach Bamberg, er wollte – ohne zu wollen. Wie er nun in sein Herz ging, und das zu entwickeln suchte, und viel zu sehr mit sich beschäftigt war um auf sich Acht zu geben, warf ich ihm ein Seil um

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)