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nichts abhanden komme. Ich könnt’ euch auch von den meinigen borgen.

Weislingen. Laßt mich so, es ist all eins.

Götz. Könnt’ euch ein hübsches saubres Kleid geben, ist zwar nur leinen. Mir ist’s zu eng worden. Ich hatt’s auf der Hochzeit meines gnädigen Herrn des Pfalzgrafen an, eben damals, als euer Bischof so giftig über mich wurde. Ich hatt’ ihm, vierzehn Tag vorher, zwei Schiff auf dem Main niedergeworfen. Und ich geh mit Franzen von Sickingen im Wirthshaus zum Hirsch in Haidelberg die Trepp hinauf. Eh man noch ganz droben ist, ist ein Absatz und ein eisen Geländerlein, da stund der Bischof und gab Franzen die Hand, wie er vorbei ging, und gab sie mir auch, wie ich hinten drein kam. Ich lacht’ in meinem Herzen, und ging zum Landgrafen von Hanau, der mir gar ein lieber Herr war, und sagte: Der Bischof hat mir die Hand geben, ich wett’ er hat mich nicht gekannt. Das hört der Bischof, denn ich redt laut mit Fleiß, und kam zu uns trotzig – und sagte: Wohl, weil ich euch nicht kannt hab, gab ich euch die Hand. Da sagt’ ich: Herre, ich merkt’s wohl, daß ihr mich nicht kanntet, und hiermit habt ihr eure Hand wieder. Da ward das Männlein so roth am Hals wie ein Krebs vor Zorn, und lief in die Stube zu Pfalzgraf Ludwig und dem Fürsten von Nassau, und klagt’s ihnen. Wir haben nachher uns oft was drüber zu Gute gethan.

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Johann Wolfgang von Goethe: Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand. Weimar: Hermann Böhlau, 1889, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Goethe_G%C3%B6tz_von_Berlichingen_WA_Bd_8_025.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)