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Versammlung der Mitglieder bei großer Strafe fest verschrieben, daß, wenn der erwähnte fromme Oberrabbiner nicht kommt, man einen anderen Oberrabbiner wählen sollte, welches auch geschehen ist, und sie haben einen Berufungsbrief in allen Ehren – wie es sich gehört an so einen Schriftgelehrten – geschrieben an den Gaon Oberrabbiner Rabbi Abraham – sein Licht leuchte. Rabbi Abraham war zu der erwähnten Zeit Landesrabbiner in Prag und man hat den Brief mit einem besonderen Boten geschickt.

Nach einiger Zeit sind einige Bedingungen gestellt worden, welche die Gemeinde hier – sie lebe ewig – dem obengenannten Oberrabbiner im allgemeinen bewilligt hat. Also hat der erwähnte Oberrabbiner an die Gemeinde – sie lebe ewig – geschrieben, daß er kommen wolle. Ob nun solches der Gaon, der Oberrabbiner Gabriel, zu wissen gekriegt hat, oder ob er wirklich wieder in sein Rabbinat kommen wollte – er ist wieder hierhergekommen und hat gemeint, er werde die Rabbinerwürde mit Hilfe seiner Partei behalten – aber ich mag nicht schreiben, wie es hier zugegangen ist. Es sind viele Streitigkeiten gewesen. Gott – er sei gelobt – soll einem jeden seine Sünde verzeihen. Mir als einer einfachen, schlichten Frau gebührt nicht, »zwischen großen Bergen« zu schreiben. Gott – er sei gelobt – soll es jedem verzeihen, der in seiner Partei etwas Widerliches getan hat. Es wären ganze Bücher davon zu schreiben, was eine jede Partei getan hat, um sich durchzusetzen. Gott – er sei gelobt – soll uns die Fürsprache von allen beiden Schriftgelehrten genießen lassen. Nun, als der Gaon, der Oberrabbiner Reb Gabriel, eine zeitlang hier gewesen ist und er gesehen hat, daß nichts zu behalten ist, weil die Gemeinde hier nicht hat zurück können, also ist der erwähnte fromme Reb Gabriel wieder in großen Ehren seinen Weg gegangen. Denn die ganze Gemeinde sind nicht seine Feinde gewesen, im allgemeinen sind sie seine Freunde gewesen. Die Ursache, daß sie nicht haben zurück können, war, weil sie den erwähnten Berufungsbrief geschickt hatten und der

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)