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daß sie Antwort sagen sollten. Also hat Reb Isai Willstatt zuerst die Wahl getroffen, hierher zu kommen. Desgleichen hat Jakob Krumbach auch getan, und ich weiß nicht, wie sie mit Seiner Hoheit dem Herzog gefahren sind. Was sie an Waren in ihrem Kram gehabt, haben sie zusammen geteilt und sind mit Frau und Kindern und all dem Ihrigen hierher gekommen, und ein jeder hat sich wieder in sein Haus begeben. Aber Rabbi Samuel und Reb Moses Rothschild und sein Sohn haben sich resolviert, dort zu bleiben, welches meinen Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – sehr gekränkt hat und was er sich so sehr zu Herzen genommen hat, daß er den Kummer und die Beschwerde nicht hat aushalten können, denn er ist ohnedies ein schwacher Mann gewesen und von der Krankheit Zipperlein gar sehr geplagt gewesen, und wie das dazugekommen ist, hat es ihn gar sehr niedergeschlagen.

Wenn auch sein Sohn Rabbi Samuel ihn keinen Mangel hat leiden lassen und ihm alles, was nötig war, geschickt hat, und auch seinem Korrespondenten Ordre gegeben hat, daß man meinem Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – geben soll, was er verlangt, es hat aber alles nicht helfen wollen. Rabbi Samuel hat seinem Vater auch einen erfahrenen Arzt geschickt, damit er einige Kuren mit ihm mache; er ist auch etliche Tage bei ihm geblieben und hat auch einige Kuren gebraucht, er hat aber gleich gesagt, daß er ein Kind des Todes sei. Was sich auch erwiesen hat, indem Gott – er sei gelobt und sein Name sei gelobt – ihn in das Ewige zu sich genommen hat, und er ist sicher ein Sohn des Jenseits geworden, denn er ist viele Jahre Vorsteher gewesen und die Gemeinde war gar wohl mit ihm zufrieden und er hat wirklich sein Leben dabei gewagt, wovon gar viel zu schreiben wäre, aber ich finde solches nicht für nötig. Er ist in seine Ruhe gegangen und hat mich in Elend und Trübsal sitzen lassen. Ich habe wenig Geld auf meinen Ehevertrag bekommen, nicht ein Drittel von dem, was mir gebührt hätte. Dennoch, was soll man tun? Ich habe alles Gott – er sei gelobt – anheimgestellt.

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_299.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)