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ihrem Vater hätten vollkommlich helfen können. Doch haben sie getan, was sie gekonnt haben. Der Sohn meines seligen Mannes mit Namen Rabbi Samuel ist ein großer Schriftgelehrter gewesen und ein in jeder Beziehung tüchtiger und gar weiser Mann. Er ist lange in Polen gewesen und hat gelernt, so daß er den Morenu-Titel bekommen hat. Und wie er aus Polen gekommen ist, zu der Zeit bin ich noch nicht in der heiligen Gemeinde Metz gewesen, sondern bin erst einige Jahre danach hierher gekommen. Da hab ich den Rabbi Samuel hier in seinem eigenen Haus gefunden.

Mein Mann – das Andenken des Gerechten gesegnet – wie auch der reiche Vorsteher Reb Abraham Krumbach, der Schwiegervater des erwähnten Rabbi Samuel, haben ihm große Guttaten erwiesen, so daß er hat das Lernen fortsetzen können. Sie haben ihm auch soweit fort geholfen und kurze Zeit darauf, wie mir scheint, haben beide Eltern ihre Autorität geltend gemacht, so daß man meinen Stiefsohn Rabbi Samuel als Vorsitzenden des Rabbinerkollegiums im Elsaß aufgenommen hat, welches Amt er gemäß seiner Klugheit gar schön geführt hat, und ist auch von allen Menschen gar sehr geliebt worden. Aber eine Handvoll sättigt den Löwen nicht, so daß seine Bestallung nicht ausgereicht hat für das, was er im Hause nötig gehabt hat. Denn der Oberrabbiner Rabbi Samuel und seine Frau, die Rabbinerin Genendel, sie lebe, sind beide aus großen Häusern gewesen, die sich gar prächtig geführt und gar viel Gutes getan haben. Sie wären solches gerne imstande gewesen, aber das Rabbineramt hat das nicht tragen können. Also hat der Oberrabbiner Rabbi Samuel sich bei dem Herzog von Lothringen engagiert, welcher damals seine Hofhaltung in Luneville gehabt hat. Denn damals hat der Krieg angefangen zwischen Seiner Majestät dem König von Frankreich und Seiner Majestät dem Kaiser und seinen Alliierten, welche nicht nötig sind, daß ich sie beim Namen nenne, da es allbekannt ist, wer sie gewesen sind.

Zu dieser Zeit hat der Oberrabbiner Samuel die Münze von Seiner Majestät dem erwähnten Herzog übernommen,

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)