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Kinde so viele Nöten gesehen haben, daß ich oft Gott – er sei gelobt – in meinem Herzen gebeten habe, dem lieben Kinde doch seine großen Schmerzen zu kürzen, denn kein Arzt oder Mensch hätte gemeint, daß es davonkommen sollte. Aber Gott – er sei gelobt – hat sich in einem Augenblick erbarmt und hat ihm seine Heilung geschickt, woraus zu ersehen ist, daß Gott – er sei gelobt – helfen kann, wenn alle menschliche Hilfe schon verloren ist, und er macht mit seiner Hilfe alle Doktoren und Weisen zu Narren. Wie es heißt: »Ich, der Ewige, bin dein Arzt«; Den lobe und danke ich allezeit und der große gütige Gott wolle doch geben, daß sein Vater und seine Mutter – sie sollen leben – ihn erziehen zur Thora, zum Trauhimmel und zu guten Werken. Amen.

Nun kann man wohl denken, was meine Tochter – sie lebe – für eine Freude gehabt und was sie für die Auslösung der Seele für das liebe Kind getan hat, offenbar und heimlich, denn mein Schwiegersohn war, wie auch deren mehr, gar sehr auf das betrübte Geld erpicht und vielleicht wird sich das Wort bewähren: Es gibt Menschen, denen das Geld teurer ist als der Körper, und die nicht zu ersättigen sind.

Wie eine Geschichte von Alexander von Mazedonien erzählt, der, wie man weiß, die ganze Welt durchgereist und unterworfen hat. Also hat sich derselbe gedacht: »Ich bin so ein mächtiger Mensch und bin so weit gekommen, daß ich nicht weit vom Garten Eden bin,« denn er ist am Flusse Gichon gewesen, welcher einer von den vier Bächen ist, die um den Garten Eden fließen. Also hat er große, starke Schiffe gemacht und hat sich mit seinen Leuten hineingesetzt und ist durch seine große Weisheit auf die Spur gekommen, wo der Ort ist, daß man in den Garten Eden kommen kann. Wie er aber nicht weit davon gewesen ist, so ist ein Feuer gekommen und hat alle seine Schiffe und Leute verbrannt, nur er, sein Schiff und seine Leute sind übrig geblieben. Als nun der König Alexander gesehen hat, daß sein Schiff und seine Leute am Platze geblieben sind, hat er sehr angefangen

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_285.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)