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Gevatterin Jachet, welche mich da auf das allerannehmlichste mit allen Ehren empfangen haben und ich hab müssen mich in ihre Kutsche setzen und so sind wir nach Metz gefahren. Dieses ist zwar eine große Ehre gewesen, daß mir Unwürdigen drei solch vornehme Weiber entgegengekommen sind, aber die Ehre ist mir sehr versalzen worden. Wie ich nun nicht weit von der Gemeinde Metz gekommen bin, ist uns meine brave Tochter Esther entgegengekommen, welche hoch schwanger gewesen ist und sich ihrer Mutter zu Ehren in einer Sänfte hat entgegentragen lassen. Also bin ich im Hause meines Schwiegersohnes Moses – er lebe – abgestiegen. Er hat damals im Hause der Bele Krumbach gewohnt. Mein Schwiegersohn ist nicht zu Hause gewesen, er ist in Paris gewesen. Nun sind die erwähnten vornehmen Frauen, die mir entgegengefahren waren, wieder heimgegangen mit höflicher Entschuldigung, es wäre kurz vor dem heiligen Sabbat. Ich hab ihnen meine Danksagung für solch große Ehre und Mühe abgelegt, so gut als ich es gekonnt habe und es die aufrichtige deutsche Art mich gelehrt hat. Danach hat mir meine Tochter eine Suppe gemacht, daß ich essen sollte. Aber dem Höchsten ist bekannt, daß mir mein Herz sehr beschwert gewesen, daß ich selber nicht gewußt, woran es mir mangelt. Ich hab es bei mir selbst der Anstrengung des Weges zugeschrieben.

Eine Stunde danach kommt mein Bräutigam mit dem reichen Vorsteher Reb Abraham Krumbach und hat mich bewillkommt. Sie sind ein wenig bei mir gewesen und dann wieder ihres Weges gegangen. Zuerst hab ich – bei meinem Leben – nicht gewußt, welches der Bräutigam ist, denn ich hatte beide alle meine Tage nicht gesehen, wenn nicht der reiche Gevatter Reb Abraham im Spaß gesagt hätte, ich sollte mich nicht irren, daß er der Bräutigam wäre, was ich mit Stillschweigen beantwortet habe. Also ist die Zeit hinweggegangen, so daß der heilige Sabbat geworden ist. Aber ich bin nicht im Bethaus gewesen. Meine Tochter Esther ist im Bethaus gewesen, die, wie die ganze Welt Zeuge war, wirklich keine Andacht versäumt hat. Der gute

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)