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aber ich hab meine Raison, warum ich gerne wollte, daß die Hochzeit von meinem Sohn, er lebe, am 1. Nissan sein sollte. Denn es ist euch bekannt, daß meine Verbindung am 33. Tage – er komme zu Gutem – der Zählung vom Passahfest bis zum Wochenfest sein muß. Und der Mann hat mein Geld schon in der Hand, wie auch die Wahrheit gewesen ist, denn mein Unglück hat sich so fundiert.

Aber es ist viel geredet und viel vorgeschlagen worden. Der erwähnte Gevatter hat gesagt, ich möchte tun, was ich wollte, es wäre ihm unmöglich, früher Hochzeit zu machen als zum Wochenfest – es komme zu Gutem. Ich sollte nach Metz ziehen, um Hochzeit zu machen und meine Kinder zur Gesellschaft mitnehmen. Er wolle mir hundert Dukaten zu den Unkosten geben. Nun habe ich solches nicht tun wollen und hat mir solches auch nicht angestanden.

Also hab ich mich resolviert, mit Geduld anzunehmen, was nicht zu ändern war. Und obschon wir von beiden Seiten einige Uneinigkeit wegen der Mitgift gehabt haben, wie solche bis nach der Hochzeit am besten aufzubewahren ist, so ist solches auch in allem Guten und in Ehren beigelegt worden. Also hab ich zehn Wochen lang meine Zeit in Baiersdorf zugebracht, von Purim bis zum Wochenfest 1700. Also ist die Hochzeit im Monat Siwan 1700 gewesen in allen Ehren der Welt, und es sind von allen Seiten gar viel wackere Landsleute gekommen und die Hochzeit ist Gott sei Dank mit Vergnüglichkeit abgelaufen.

Gott – er sei gelobt und sein großer Name gelobt – wolle ihnen Glück und Segen geben, daß sie ihre Tage in Wohlstand und Ehre verbringen, bis der Erlöser kommt, und er möge ihnen reine Nachkommen geben, die sich mit der Lehre Gottes beschäftigen. In ihren und unseren Lebzeiten, soll uns Gott – gelobt sei er und sein Name – helfen und uns den gerechten Messias schicken, Amen.

Nach der Hochzeit habe ich auch meinen Weg nach Metz genommen, wo ich gemeint habe, mich für die Zeit meines hohen Alters in guten ruhigen Stand zu begeben und in einer so heiligen Gemeinde meiner Seele wohl zu

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_274.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)