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Nachdem nun Emunis seinen bösen Willen vollbracht hatte, so wie er sie zuvor so lieb gehabt, so feind war er ihr nun. Er stieß sie von sich und hieß sie fortgehen. Die Danila weinte bitterlich: »Ist es nicht genug, daß er mich zuschanden gemacht, nun will er mich auch noch von sich stoßen.« Aber all ihr Heulen und Schreien hat den Emunis nicht bewegt. Er ruft seine Knechte herein, die Danila aus seinem Hause zu stoßen. Also ist die Danila mit Schreien und Weinen aus des Emunis Haus gegangen. Wie sie nun herausgeht, begegnet ihr ihr Bruder Abadon und sieht, daß sie so schreit und ihre königlichen Kleider zerrissen hat. So sagt ihr Bruder Abadon: »Meine Schwester, es ist dir in deines Bruders Haus gewiß ein Leid geschehen. Schweig still, und geh in mein Haus, bis ich mich an deinem Bruder gerächt haben werde.«

Also hat die Danila, nachdem sie ihrem Bruder Abadon alles erzählt hat, mit Schimpf müssen hinweggehen. Obschon der König die Sache erfahren hat und sehr ergrimmt darob gewesen ist, so hat doch die Königin, die Mutter des Emunis, es so weit gebracht, daß der König wegen der großen Liebschaft, die er zu ihr gehabt, dem Emunis alles verziehen hat. Aber des Königs Sohn, der Abadon, hat die Sache in seinem Herzen getragen. Nun, es ist eine Zeitlang danach gewesen, als der Abadon eine große Jagd veranstaltet hat und alle königlichen Prinzen wie auch sein Bruder Emunis waren dazu geladen. Als nun zu Abend die Jagd aus gewesen, hat er eine köstliche Mahlzeit gemacht. Wie sie noch am besten gesessen sind und gegessen und getrunken haben, hat der Abadon seinen Knechten gewunken, die auf den Emunis gesprungen sind und ihn ums Leben gebracht haben. Da sind alle königlichen Prinzen erschrocken und alle haben sich zu Pferd gesetzt.

Einer ist zum König gekommen, der hat gesagt, daß Abadon alle Kinder des Königs erschlagen hätte. Darüber ist der König sehr erschrocken und hat großen Jammer getrieben. Aber es ist der böse Ratgeber dabei gewesen, des Emunis Freund, welcher zum König sagte: »Mein Herr

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_268.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)