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niemanden bei euch sein als etliche von euren getreuesten Dienern, die von eurer Heimlichkeit Wissenschaft haben. Laßt auch keinen anderen Doktor zu euch kommen, als euren vertrauten Leibdoktor. Derselbe soll aussprengen, daß ihr sehr gefährlich krank wäret. Dann wird ohne Zweifel der König kommen, um euch zu besuchen und euch zu befragen, was eure Krankheit ist. Dann, mein lieber Emunis, sollt ihr euch viel kränker und schwächer stellen als ihr es in euch selbst seid. Ihr sollt dem König mit schwacher Stimme antworten und sagen, daß ihr gar keinen Schlaf habt und keinen Appetit zum Essen. Ihr hättet euch schon an unterschiedlichen Orten Essen kochen lassen, aber es ist euch alles zuwider, ihr könnt nichts genießen. Doch ist euch noch eingefallen, das einzige Mittel, euer Leben zu erhalten, wäre – wenn es dem König wohl gefiele – daß er seiner Tochter Danila gnädigst befehlen möchte, sie möchte in eure Kammer kommen und ein Essen machen, so daß ihr es seht. Vielleicht wird Gott geben, daß es euch schmecken wird und euer Leben wird damit erhalten. Ich weiß gewiß, der König wird ihm solches nicht versagen und ihm die schöne Danila schicken. Wenn sie nun in eure Kammer kommt, sagt, daß alle hinausgehn, ihr wollet sehen, wenn ihr euch allein befindet, ob euch die Speisen besser schmecken. Alsdann, mein Freund Emunis, werdet ihr schon sehen, in Gutem oder Gewalt zu eurem Vergnügen zu kommen. Was dann geschehen, wird nicht zu ändern sein und eure Mutter, welche des Königs Herz in ihren Händen hat, wird schon des Königs Zorn zu stillen wissen.«

»Mein lieber Freund,« sagt Emunis, »er hat mir einen so guten Rat gegeben, ich befinde mich schon kräftiger; und sein getreuer Rat muß ausgeführt werden und sollt ich darüber sterben.«

Also ist Emunis in seine Kammer gegangen und hat sich zu Bett gelegt, als wenn er sehr krank wäre und hat seinen getreuen Leibdoktor bei sich gehabt. Derselbe hat seine Krankheit kundbar gemacht, daß sie vor den König

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_266.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)