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bin es nicht allein, der es so ergangen ist, sondern noch vielen anderen mehr, die frommer und besser gewesen sind als ich, so daß ich nicht würdig und wert bin, in ihren Fußstapfen zu gehn, wie ihr in der folgenden Geschichte lesen werdet, welches eine Geschichte ist, die gewiß wahr und gewiß geschehen ist. So wahr soll es mir auch ausgehen, wie es dem frommen König ausgegangen ist. Und wenn ihr klug sein und es betrachten wollt, müßt ihr selbst gestehen, daß die Geschichte wahr ist. Dieweil die Welt gern etwas Neues hat, habe ich diese Geschichte aus dem Hebräischen auf deutsch ausgeschrieben, um zu zeigen, daß fromme, vornehme Leute auch ausstehen müssen, und daß Gott – er sei gelobt – ihnen auch hilft. Er möge uns und ganz Israel auch helfen und »erfreue uns so lange Zeit, als du uns plagtest«. Amen und Amen.

Eine Geschichte von einem König, der in den arabischen Ländern gewohnt hat: Es war ein mächtiger König, der hat Jedidjah geheißen. Derselbige König hat so viele Weiber gehabt, wie das damals die Manier in den orientalischen Ländern gewesen ist. Er hat mit seinen Weibern auch viele Kinder gehabt, die der König alle sehr geliebt hat, und sie als königliche Prinzen und Prinzessinnen hat erziehen lassen. Unter den Kindern hat er einen Sohn gehabt, welcher der schönste unter den Königskindern gewesen ist, und welchen der König auch mehr als alle seine Kinder geliebt hat. Deswegen hat er ihm viel Mutwillen und Nichtswürdigkeit nachgesehen. Daher ist viel Böses gekommen, wie ihr weiter vernehmen werdet. Der Sohn hat Abadon geheißen. Dieser Abadon hat eine Schwester gehabt, die auch überaus schön war. Man hat sie die schöne Danila geheißen. Dann hat der König noch einen Sohn gehabt, der hat Emunis geheißen. Derselbe Emunis hat sich in die schöne Danila verliebt, aber er konnte sich ihrer nicht bemächtigen und durfte sich auch niemand anvertrauen, denn er hat sich vor des Königs Zorn gefürchtet. Wiewohl der König den Emunis auch sehr lieb gehabt und ihn in hohen Würden gehalten, hat Emunis dennoch

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)