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Reb Selig aus Hannover ist gekommen und hat zwar gemeint, sie in Besserung zu finden, aber was soll ich mich viel bei der Materie aufhalten! Er ist keinen Tag bei ihr gewesen, so hat Gott – sein Name sei gelobt – sie zu sich genommen, zu ihres Mannes und unserer ganzen Freundschaft und der ganzen Gemeinde großem Leidwesen. Denn sie ist – Gott sei ihr gnädig – eine wackere, verständige Frau gewesen, die das Herz ihres Mannes gar wohl zu regieren gewußt hat.

Nun, was mag das alles helfen? All ihr Geld und Gut, und alles Gute, was ihr reicher Mann Reb Bär Cohen für sie getan hat, hat nichts helfen wollen.

Er hat viel für sie lernen lassen, viel Almosen ausgeteilt – aber es scheint, ihre Zeit ist dagewesen und beim Gebete »wer wird leben, wer wird sterben« am Neujahrsfeste war über sie beschlossen worden. Also ist sie mit gutem Namen gestorben und beerdigt worden. Ihr Mann Reb Bär und alle Freunde haben sehr um sie geklagt, wie man sich denken kann.

Und besonders der Gevatter Reb Anschel und seine Frau Mate, welche die Tochter von ihrer Schwester gewesen ist, und Ruben, der Schwestersohn der Mate, welcher auch in dem Haus von Reb Bär Cohen erzogen worden ist, mit der Waise Glückchen. Mate, die Frau von Reb Anschel – sie ruhe in Frieden – ist ihr Mühmele gewesen, und der Bruder Ruben ist der Onkel von Glückchen gewesen.

Nach den sieben Trauertagen haben sie sich wieder ein wenig getröstet und haben gedacht, daß das Haus des reichen Reb Bär Cohen doch nicht entfremdet werde, denn es kommt doch ihre nahe Verwandte Glückchen wieder hinein. Also ist nach den sieben Trauertagen eine Zeitlang hingegangen, bis daß die erwähnten Verwandten von Glückchen in den reichen Reb Bär Cohen gedrungen, er sollte es offenbar machen, daß er die Waise Glückchen wieder nimmt, damit er Ruhe von den Vermittlern hätte und sie los wäre. Er hat auch in Wahrheit keine Ruhe von ihnen gehabt, denn ein jeder, der eine Tochter gehabt, hätte sich gern mit Reb

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)