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Tamus in Bamberg wäre, welches ich auch getan habe. Ich bin ohnedies auf die Leipziger Messe gezogen und von dort hab ich nach Bamberg ziehen wollen. Nun hat mir der reiche Oberrabbiner Samson geschrieben, weil in Hamburg großer Judenhaß gewesen ist, also hat er mir geschrieben, ich sollte von der Hochzeit nach Wien kommen und sollte bei ihm in seinem Hause sein, er wollte mir darin zwei von seinen besten Zimmern geben. Auch aller Handel, den ich treiben wollte, sollte mir frei stehn. Zu dem Ende hab ich von ihm einen mächtigen kaiserlichen Paß bekommen. Also hab ich mich dazu gerichtet und keine andere Absicht gehabt, als von der Hochzeit nach Wien zu ziehn. Zu dem Ende hab ich wohl für fünfzigtausend Reichstaler Juwelen bei mir gehabt, die ich mit mir nach Wien nehmen wollte. Aber »viele Gedanken sind im Herzen des Menschen, aber nur der Ratschluß Gottes besteht«. Also bin ich mit meinem Sohn Nathan und mit meinem Sohn Reb Moses, welcher noch ein Jüngling gewesen ist, nach Leipzig gezogen. Wie wir in Leipzig sind, kriegt mein Sohn Reb Nathan Briefe von Hamburg, daß man ihm geschrieben hat, er müßte nach der Leipziger Messe um einiger Geschäfte willen nach Hause kommen.

Also ist meine Wiener Reise ganz zurückgegangen, denn ich hab ohne meinen Sohn Nathan nicht nach Wien ziehen wollen. Also hab ich all meine Juwelen wieder mit nach Hamburg gegeben, nur für etliche Tausende bei mir behalten. Und ich bin mit meinem Sohn Reb Moses ganz allein von Leipzig nach Bamberg gezogen. Ich hab viel Nöten ausgestanden, denn es ist gar ein böser Weg gewesen, und ich bin eine Frau gewesen und mein Sohn Reb Moses noch gar jung, ein Kind von fünfzehn Jahren.

Dennoch, wenn man Geld hat, kann man allerwegen zurecht kommen. Die Reise hat viel Geld gekostet. Nun, ich bin um Mitternacht nach Bamberg gekommen. Am Morgen haben die Brauteltern und die Braut mich empfangen. Also bin ich der Meinung gewesen, gleich am Ersten des Monates Tamus Hochzeit zu machen. Aber es ist eine

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)