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Schwager Reb Josef gleich über meinen Sohn Reb Sanwil geschrieben. Also ist die Heirat mit zwei Briefen zustande gebracht worden, und der Gaon, Oberrabbiner Samson, hat geschrieben, man soll ihm meinen Sohn Sanwil gleich nach Wien schicken, er soll bis zur Hochzeit bei ihm sein, denn die Hochzeit ist für in zwei Jahren bestimmt worden.

Was für große Versprechungen hat der Gaon, Oberrabbiner Samson, mir gemacht und geschrieben und hat verheißen – »um euch zu ernähren, hat er mich geschickt« – daß es ihm und all seinen Brüdern wohl ergehen sollte. Ich hab dann noch viele Briefe von dem erwähnten reichen Reb Samson gehabt, und er hat sich gar freundlich gegen mich erzeigt.

Damals ist mein Sohn Sanwil in Frankfurt am Main auf der Messe gewesen. Also hab ich ihm geschrieben, daß er ein Bräutigam ist mit der Tochter von Reb Moses Bamberg, er sollte nach der Messe von Frankfurt nach Wien ziehn und dort sein, bis die Hochzeit sein wird.

Also ist mein Sohn Sanwil von Frankfurt nach Wien gezogen und ist glücklich angekommen. Der reiche Oberrabbiner Samson hat ihn auch in Ehren empfangen und hat an mich geschrieben, wie er mit ihm gar wohl zufrieden wäre und daß er ihm gleich einen Rabbi genommen hätte.

Nun ist mein Sohn Sanwil in Wien gewesen, er ist sehr jung gewesen und hat Knabenstreiche gemacht und der Gaon Reb Samson hat auch nicht viel Aufsicht über ihn gehabt. Er hat gar viel Geld in den zwei Jahren vertan.

Zwar hat mein Sohn Reb Sanwil öfter geschrieben und gebeten, man sollt ihm doch Hochzeit machen, denn er hätte keine Lust, länger in Wien zu bleiben. Aber weil seine Braut noch gar jung und klein gewesen ist, ist er fast drei Jahre verlobt gewesen. Nachher ist sein Schwiegervater Reb Moses in Wien gewesen und hat auf mein vielfältiges Schreiben zugestimmt, daß sie am ersten Tamus in Bamberg Hochzeit machen wollen. Mein Sohn Reb Sanwil hat mir geschrieben, daß er mit seinem Schwiegervater Reb Moses von Wien zieht, und ich sollte mich danach richten, daß ich am ersten

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)