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nicht gern daran gewollt und haben gesagt, man kann wohl bald was anfangen, aber wie das End ist, weiß man nicht. Sie hat aber geschrien, man soll nur mit ihr zum Präsidenten gehn. Also sind zwei Hausväter mit ihr zum Präsidenten gegangen und haben ihm alles erzählt. Also hat der Präsident auch zu ihnen gesagt: »Ihr fanget was an, aber wenn ihr solches nicht beweisen könnt, will ich all euer Hab und Gut nehmen.«

Aber die Rebekka wollte sich nicht abweisen lassen und hat gesagt, daß sie ihr Hab und Blut daransetzen wollte. »Ich bitte, um Gottes willen, mein Herr Präsident, schickt hin und laßt den Mörder holen, samt allen Sachen, die er bei sich hat.«

Also schickt der Herr Präsident Wache und Soldaten an die Elbe, um sie zu holen. Also sind sie eben zusammen in das Schiff gestiegen und wollten nach Harburg fahren, welches nur eine Stunde von Altona ist. Und wären sie nach Harburg, so wären sie befreit gewesen, denn Harburg ist ein anderes Gebiet.

Aber die Wache ist eben noch zur rechten Zeit gekommen und sie haben den Mörder und die Frau samt der Kiste zum Präsidenten gebracht. Der Präsident hat die Kiste öffnen lassen, aber nichts anderes darin gefunden, als des Mörders und seiner Frau Zeug. Nun kann man wohl denken, was für Schrecken und Angst auf den armen Juden nebbich gewesen ist. Man hat den Mörder auf alle Art examiniert, aber er wollte nichts gestehen, und hat im Gegenteil so gedräuet, daß alle Juden eine Angst befallen hat.

Der Mörder ist von einer großen Familie gewesen in ganz Hamburg. Alle haben sich geflüchtet, nur die Rebekka hat immer gesagt: »Ich bitt euch, liebe Leute, verzagt doch nicht, ihr werdet sehen, wie uns Gott helfen wird.« So läuft sie aus großer Angst von Altona in die Stadt hinein. Und wie sie auf das Feld zwischen Hamburg und Altona kommt, begegnet ihr die Magd, welche bei dem Mörder gedient hat und welche die Rebekka gar wohl gekannt hat. Und es ist dieselbe gewesen, die bei den Juden gewesen ist und sie

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)