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Danach ist ein Familienvater von der Hamburger Gemeinde gewesen. Er ist zwar kein reicher, aber gar ein ehrlicher Mensch gewesen, der sich und seine Frau und vier Kinder ehrlich ernährt hat. Er ist ein Wechsler gewesen. Also ist es die Ordnung, daß die Wechsler nebbich den ganzen Tag nach ihrer Nahrung herumlaufen, und wenn es gegen Abend gegen das Nachmittagsgebet geht, kommt ein jeder heim, geht ins Bethaus und jeder hat seinen Verein, wo er Thora lernen geht, und geht dann erst heim in sein Haus. Also ist es ganz Nacht geworden. Die Frau wartet auf ihren Mann, daß er von seinem Verein heimkommen soll, damit sie zusammen essen können. Aber all ihr Warten ist vergebens gewesen. Sie ist nebbich in allen befreundeten Häusern herum gewesen und hat ihn gesucht, aber nicht gefunden. Also ist er leider verloren geblieben.

Morgens ist überall das Geschrei gewesen. Der hat gesagt, man hätt ihn da gesehen, der hat etwas anderes geredet. Zu Mittag sind die Leute zusammen auf die Börse gekommen und haben davon geredet. Da hat Reb Sanwil, der Sohn von Reb Meir Heckscher gesagt: »Es ist gestern eine Magd bei mir gewesen, die hat etwas Gold gehabt und hat gefragt, ob ich nicht sechs- oder siebenhundert Reichstaler hätte, so sollte ich mit ihr gehen. Es wäre ein fremder Offizier in ihrem Haus, der hätte viel Sachen zu Kauf von Gold und Edelsteinen. Aber ich hab kein Geld gehabt, also bin ich nicht mit ihr gegangen.« Also ist einer dabei gestanden mit Namen Lipmann, der hat gefragt, was das für eine Magd gewesen ist und wie sie gegangen ist. Hat der Reb Sanwil gesagt: »Also und also ist sie gegangen.« So sagt der Lipmann: »Ich kenn die Magd und weiß auch, bei wem als die Magd ist. Ich trau dem Herrn, bei dem die Magd dient, nicht viel Gutes zu.« Mit solchem Schwatzen gehen sie von der Börse fort und jeder geht nach Hause.

Der Lipmann kommt nach Hause und sagt zu seiner Frau: »Was meinst du, was ich dir sagen will; die Magd, die bei dem Sohn von dem Wirt in der Schiffergesellschaft

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)