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und sie so viel gebeten, und sie, die ohnedies so barmherzige Menschen sind, haben ihm zugesagt, damit zu helfen, welches auch in kurzer Zeit ausgeführt worden ist, und er ist mit seinen Kreditoren einig geworden. Also ist er zu mir in die Stadt gekommen. Solches ist sein Schwiegervater Reb Hirsch Berliner gewahr worden, und er hat seine Tochter, die Frau des Reb Löb, mit einem Kind auch zu mir nach Hamburg geschickt. Und er hat seiner Tochter jede Woche zwei Reichstaler zu verzehren gegeben. Nun, was hab ich tun sollen? Ich hab mir alles wohl gefallen lassen müssen. Ich hab damals gar stark mit Waren gehandelt, so daß ich alle Monat für mehr als fünfhundert oder sechshundert Reichstaler Ware verschlissen habe. Außerdem bin ich alle Jahr zweimal auf die Braunschweiger Messe gereist, so daß ich alle Messe mehrere tausende gelöst habe, daß ich hätte den Schaden für mich und meinen Sohn Reb Löb verschmerzen können, wenn ich Ruhe gehabt hätte. Ich habe gar gut mit Waren gehandelt, ich habe von Holland Waren kommen lassen, auch hab ich in Hamburg viel Waren gekauft und wieder verkauft, ich hab mein eigenes Gewölb mit Waren gehabt. Ich hab mich auch nicht verschont und bin gereist im Sommer und Winter und bin den ganzen Tag durch die Stadt gelaufen. Zudem hab ich einen schönen Handel mit Unzenperlen gehabt; ich hab von allen Juden gekauft und sie dann ausgelesen und sortiert und wieder verkauft an Orten und Enden, wo ich gewußt hab, daß sie angenehm sind, und habe großen Kredit gehabt.

Wenn ich an der Börse zu einer Börsezeit hätte zwanzigtausend Reichstaler Banco haben wollen, hätte ich sie bekommen können. Aber auf das alles hab ich nicht geachtet. Ich hab da meinen Sohn Reb Löb vor mir gesehn, einen jungen wackeren Menschen, ein gelehrter, ein frommer Mensch, und soll also zugrunde gehn! Also hab ich einmal zu ihm gesagt: »Hör zu, ich sehe leider keinen rechten Ernst für dich. Ich sitz in großem Geschäft, es wird mir beinahe zu schwer. Du sollst mir behilflich sein in meinem Geschäft, und ich will dir von allem, was ich verkaufen werde, zwei

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Glikl bas Judah Leib: Die Memoiren der Glückel von Hameln. Wien, 1910, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Glueckel_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)